Darwin

Darwin
I
Darwin
 
[nach dem englischen Naturforscher Charles Darwin], MacOS.
II
Darwin
 
[englisch 'dɑːwɪn], bis 1911 Palmerston ['pɑːməstən], Hafenstadt an der Clarence Strait im tropischen Norden von Australien, Hauptstadt des Bundesstaates Northern Territory, 86 600 Einwohner (darunter eine größere chinesische Minderheit); Verwaltungs-, Bildungs- und Wirtschaftszentrum; Sitz eines anglikanischen und eines katholischen Bischofs; Universität; Umschlagplatz und Standort für die Verarbeitung regionaler Rohstoffe; Tourismus; internationaler Flughafen.
 
 
Nach mehreren fehlgeschlagenen Siedlungsversuchen im Norden von Arnhemland wurde Darwin 1869 als Telegrafenstation gegründet und erhielt Entwicklungsimpulse durch den Bergbau im Umland (1871 Goldfunde am Pine Creek; 1949 und 1982 Uranfunde in Arnhemland), die Ansiedlung der Verwaltungsinstitutionen für das Northern Territory und den Ausbau militärischer Einrichtungen, seit 1978 Hauptstadt. - Die Stadt ist ständig durch tropische Wirbelstürme gefährdet, wurde 1974 fast völlig zerstört; seither wieder aufgebaut.
 
III
Darwin
 
[englisch 'dɑːwɪn],
 
 1) Sir (seit 1942) Charles Galton, britischer Physiker, * Cambridge 19. 12. 1887, ✝ ebenda 31. 12. 1962, Sohn von 4); nach Tätigkeit in Manchester (als Mitarbeiter von E. Rutherford) und Cambridge 1923-36 Professor in Edinburgh, 1936-38 Rektor des Christ's College in Cambridge und 1938-49 Direktor des dortigen National Physical Laboratory; während des Zweiten Weltkrieges Hauptorganisator der britischen Atombombenforschung. Nach Arbeiten zur Röntgenspektroskopie (mit G. J. Moseley) entwickelte Darwin unabhängig von P. P. Ewald 1914 eine dynamische Theorie der Streuung von Röntgenstrahlen an Kristallgittern. In Edinburgh arbeitete er v. a. auf dem Gebiet der Optik, statistische Mechanik (Darwin-Fowler-Methode) und Quantenmechanik. 1928 gelang ihm durch Lösung der Dirac-Gleichung die Erklärung der Feinstruktur des Wasserstoffspektrums.
 
 2) Charles Robert, britischer Naturforscher, * The Mount (bei Shrewsbury) 12. 2. 1809, ✝ Down House (heute zu London-Bromley) 19. 4. 1882, Enkel von 3), Vater von 4); Begründer der modernen Evolutionstheorie. Das auf Wunsch seines Vaters 1825 in Edinburgh begonnene Medizinstudium brach Darwin 1827 ab und studierte dann in Cambridge bis zum Bakkalaureat (1831) Theologie. Schon während des Theologiestudiums an naturwissenschaftlichen, insbesondere geologischen und biologischen Problemen interessiert, verschaffte ihm die Empfehlung des Cambridger Botanikprofessors J. S. Henslow (* 1796, ✝ 1861) einen Platz auf dem Forschungs- und Vermessungsschiff »Beagle«. Die fünfjährige Reise (1831-36) führte über die Kapverdischen Inseln an die Ost- und Westküste des südlichen Amerika, von dort über die Galápagosinseln und Tahiti nach Neuseeland, schließlich über Mauritius, Kapstadt und Sankt Helena nach England zurück. V. a. der Aufenthalt auf den Galápagosinseln mit der ihnen eigentümlichen Vogelwelt führte ihn nach eigenen Worten »hauptsächlich auf das Studium des Ursprungs der Arten. ..«. Nach England zurückgekehrt, lebte Darwin zunächst in Cambridge, ab 1837 in London und ab 1842 auf seinem Landsitz Down House.
 
Darwins Arbeiten betreffen die Geologie, wo er der von C. Lyell vertretenen Theorie des Aktualismus gegenüber der bis dahin akzeptierten Katastrophentheorie zum Durchbruch verhalf, ferner die Botanik und Insektenkunde, die ihm die Beschreibung einer Fülle bis dahin unbekannter Arten verdanken. Diese an sich schon bedeutenden Arbeiten werden durch die Begründung und Entwicklung der modernen Evolutionstheorie (Darwinismus) in den Schatten gestellt. Eine erste Fassung seiner Evolutionstheorie trug Darwin gleichzeitig mit A. R. Wallace, der ähnliche Gedanken entwickelt hatte, erst 20 Jahre nach ihrer Konzeption der »Linnean Society« vor (1. 7. 1858; Wallace, der die Priorität Darwins voll anerkannte, prägte später den Begriff »Darwinismus«.
 
In der Biologie wirkten Darwins Ideen umwälzend und regten eine Fülle von einschlägigen Untersuchungen an. Die Evolutionstheorie steht heute wie damals im Mittelpunkt der Biologie. Darwins spätere Werke bilden fast durchgängig eine weitere Stützung der Evolutionslehre. Seine Theorie hat weit über die Biologie hinaus befruchtend gewirkt und auf geistesgeschichtlichem Gebiet bis in die Politik hinein starke Wirkungen ausgeübt.
 
 
Werke: Voyage of a naturalist round the world (1846; deutsch Reise um die Welt, 1831-36); On the origin of species by means of natural selection, or. .. (1859; deutsch Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl); The descent of man, and selection in relation to sex, 2 Bände (1871; deutsch Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl).
 
 
D. L. Hull: D. and his critics. The reception of D.'s theory of evolution by the scientific community (Cambridge, Mass., 1973, Nachdr. Chicago, Ill., 1983);
 S. Schmitz: C. D. Leben, Werk, Wirkung (1983);
 R. W. Clark: C. D. (a. d. Engl., 1985);
 A. u. K. Steinmüller: C. D. Vom Käfersammler zum Naturforscher (31990);
 E. Mayr: ... u. Darwin hat doch recht. Charles D., seine Lehre u. die moderne Evolutionstheorie (21994);
 J. Heimleben: C. D. (53.-55. Tsd. 1996).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Abstammungslehre: Kampf ums Dasein
 
Darwin: Die Evolution der Lebensformen
 
 
 3) Erasmus, britischer Naturwissenschaftler und Schriftsteller, * Elston (bei Newark) 12. 12. 1731, ✝ Breadsall Priory (bei Derby) 18. 4. 1802, Großvater von 2); verfasste in Reimpaaren naturwissenschaftliche Lehrgedichte, in denen er C. von Linnés botanische System darstellte; in ihnen tauchten bereits zahlreiche Gedanken zu Themen wie Vererbung, Anpassung, geschlechtliche Zuchtwahl u. a. auf, die von Charles Darwin später ausführlich behandelt wurden.
 
Werke: The botanic garden (1789-91; zuerst Teil 2: The loves of the plants, dann Teil 1: The economy of vegetation); The poetical works, 3 Bände (1806).
 
 
C. Darwin: E. D. (London 1887);
 D. King-Hele: E. D. (ebd. 1963).
 
 4) Sir George Howard, britischer Astronom, * Down House (heute zu London-Bromley) 9. 7. 1845, ✝ Cambridge 7. 12. 1912, Sohn von 2), Vater von 1); seit 1879 Mitglied der Royal Society, seit 1883 Professor der Astronomie und Experimentalphysik in Cambridge; wurde 1899 Präsident der Royal Astronomical Society. Seine Arbeiten betrafen v. a. die Himmelsmechanik, besonders das Dreikörperproblem, sowie die Gezeiten auf der Erde und im Sonnensystem. Er stellte die heute endgültig widerlegte Theorie auf, dass der Mond ein durch die Sonnenanziehung losgerissenes Stück der Erde sei.
 
Werke: Tides and kindred phenomena in the solar system (1898, deutsch Ebbe und Fluth, sowie verwandte Erscheinungen im Sonnensystem); Scientific papers, 5 Bände (1907-16).

Universal-Lexikon. 2012.

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